Zusammenleben im häuslichen Bereich - Die Basis für euren harmonischen Alltag
Aktualisiert: 6. Apr. 2021
In manchen Punkten läuft es manchmal einfach nicht rund in der Mensch-Hund-Beziehung.
So wird der tägliche Spaziergang zum Spießroutenlauf, die Auswahl der „sicheren“ Gassi-Strecken immer kleiner und das Zusammenleben von vielen äußeren Faktoren beeinträchtigt.
So hatte man sich das Zusammenleben mit seinem vierbeinigen Freund eigentlich nicht vorgestellt. Immer wieder scheitert man im Alltag an den gleichen Herausforderungen, dabei hat man doch schon alles Mögliche versucht, verschiedene Trainingsansätze ausprobiert und diverse Bücher zu der Thematik gelesen. Immer mit der Hoffnung, dass sich etwas verändern wird. Fehlanzeige.
Wir trainieren immer und immer wieder an dem Problem und dennoch ist keine wirkliche Besserung in Sicht. Darüber hinaus vergessen wir dann den Blick auf das große Ganze. Denn oft liegt das Problem gar nicht in der herausfordernden Situation selbst. Wo ist der Anfang?
Gerade bei Thematiken im außerhäuslichen Bereich lohnt es sich im Rahmen eines ganzheitlichen Trainings nicht nur am Problem selbst zu arbeiten, sondern auch das Verhalten des Hundes im häuslichen Bereich genau unter die Lupe zu nehmen.
Denn oft sind es die kleinen Veränderungen, die eine sehr große Auswirkung auf das gemeinsame Zusammenleben haben.
Im häuslichen Bereich übernimmt der Hund oft Rollen, die er gar nicht innehaben möchte, ohne, dass man dies offensichtlich wahrnimmt. Im Alltagstrott duldet man Verhaltensweisen, die sich dann kontraproduktiv auf das gesamte Zusammenleben auswirken können.
Damit wir von der gleichen Basis ausgehen, definieren wir als erstes den Begriff „häuslicher Bereich“. Mit diesem Begriff im Sinne dieses Artikels, sind alle Örtlichkeiten eures Zusammenlebens gemeint, die du in deinem Alltag als euer gemeinsames Zuhause definierst.
Veränderungen im häuslichen Bereich können dir dabei helfen ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Zuneigung und Respekt herzustellen und eure Beziehung neu zu ordnen und zu strukturieren.
Gelingt es mir schon nicht im häuslichen Bereich Regeln zu etablieren und Grenzen durchzusetzen, wie kann ich dann von meinem Hund erwarten, dass er dies draußen unter dem Einfluss weiterer Umwelteinflüsse tut?
Stellt mein Hund mich bereits zu Hause ständig in Frage, brauche ich Akzeptanz im außerhäuslichen Bereich nicht zu erwarten.
Hundeerziehung beginnt im Kleinen und ist ein immerwährender, aufeinander aufbauender Prozess.
Klare Regeln helfen, in einen entspannten Alltag zu finden. Es geht hier um Akzeptanz.
Regeln und Grenzen haben nichts mit unnötiger Härte oder Bestrafung zu tun. Fairness ist hier das oberste Gebot und liebevolle Beharrlichkeit und Konsequenz sind der Schlüssel, um das Verhalten des Hundes nachhaltig zu verändern.
Zuerst solltest du dir überlegen, ob es überhaupt Regeln in eurem häuslichen Zusammenleben gibt?
Es geht hier nicht darum, dass der Hund niemals auf das Sofa darf. Oder der Mensch als „dominantes Alpha Tier“ immer zuerst durch die Tür schreitet. Oder Besuch nicht begrüßt werden darf und der Hund sich vollkommen ruhig verhält. Oder der Hund niemals alleine in den Garten gehen darf, sondern stets von euch beaufsichtigt werden soll.
Nein- das ist es nicht. Es geht hier um das WIE!
Wie verhält sich dein Hund, wenn er auf dem Sofa liegt? Ist er entspannt und lässt sich auch jederzeit, ohne Widerstand herunter schicken oder will er die Weltherrschaft an sich reißen sobald man sich selbst mal auf sein Sofa setzten möchte?
Wie geht dein Hund durch die Tür? Ist er gedanklich bei dir oder dabei schon völlig im Außen orientiert?
Wie begrüßt dein Hund den Besuch? Ist er dabei freundlich und nett oder fordernd und distanzlos?
Wie verhält sich dein Hund im Garten? Ist er entspannt und unauffällig oder nimmt er jedes Geräusch und jede Bewegung zum Anlass diese lautstark zu melden und seinen Unmut kund zu tun?
Oftmals nehmen wir diese Dinge hin. Es stört uns nicht sonderlich, da wir uns innerhalb unserer Komfortzone bewegen. „Wir sind ja Zuhause, was soll da schon groß passieren?“.
Darüber hinaus vergisst man jedoch, dass genau dieses Verhalten, das ich Zuhause dulde, draußen ja gerade eben nicht gewünscht ist. Dort fordere ich dann Gehorsam und Orientierung von meinem Hund.
Ist das nicht unfair? Und ist es dann immer noch verwunderlich, wenn der Hund draußen nicht so funktioniert, wie wir uns dies vorstellen?
Hast du bereits bestimmte Regeln im häuslichen Zusammenleben für dich definiert? Dann hinterfrage für dich, ob du diese auch durchsetzen kannst. Akzeptiert dein Hund die von dir getroffenen Entscheidungen? Oder kommt es doch öfters mal vor, dass er diese getrost ignoriert und sich darüber hinwegsetzt?
Dabei ist es auch gar nicht erforderlich, dass die Grenzen starr und unveränderlich sind. Vielmehr geht es darum diese für sich situationsbezogen zu definieren und durchzusetzen.
Wenn ich heute nicht möchte, dass mein Hund auf das Sofa geht, weil er nass und dreckig ist, dann möchte ich darüber nicht endlos diskutieren müssen, um dann am Ende den Hund trotzdem dort vorzufinden.
Wenn ich morgen nicht möchte, dass der Hund die Küche betritt, weil ich dort gerade am Werkeln bin, dann möchte ich nicht ständig über den Hund stolpern müssen, weil er diese Grenze nicht annimmt.
Und wenn ich übermorgen entscheide, dass der Besuch in Ruhe gelassen wird, weil die Person Angst vor Hunden hat, dann möchte ich nicht, dass mein Hund denjenigen über den Haufen rennt und mein Besuch panisch die Flucht ergreift.
Wenn ich bereits im häuslichen Bereich Schwierigkeiten habe Regeln durchzusetzen, wie kann ich dann erwarten, dass es draußen unter vielen verschiedenen Umwelteinflüssen funktioniert?
Wie kann ich voraussetzen, dass mein Hund Grenzen in für ihn aufregenden Situationen akzeptiert, wenn er es schon im ruhigen, geschützten Bereich nicht tut?
Es sind vermeintliche Kleinigkeiten im Zusammenleben, auf die es entscheidend ankommt.
Wer die Entscheidungen trifft und die Führung im Zusammenleben übernimmt, wird nicht draußen in der großen, weiten aufregenden Welt geklärt. Den Grundstein dafür lege ich im kleinen Rahmen.
Wenn ich im Kleinen schon nachgiebig bin und dem Hund vieles durchgehen lasse „weils ja nicht so schlimm ist, dass er das tut“, dann kann ich nicht erwarten, dass es im großen Ganzen funktioniert.
Oft sind viele kleine Dinge „nicht so schlimm“. Es summiert sich und in der Regel kommt da dann doch einiges zusammen.
Regeln und Grenzen etabliere ich im ruhigen und entspannten Rahmen. Hat mein Hund es dann verstanden, dann steigere ich die Ablenkung, die mit den Regeln und Grenzen einhergeht und bleibe dabei klar und beharrlich. Was ich meinem Hund im kleinen Rahmen erklärt habe, kann ich dann auch schrittweise im großen Ganzen abverlangen.
Hinterfrage hier auch für dich, ob dein Hund das von dir abverlangte überhaupt leisten kann. Hast du ihm das, was du von ihm erwartest überhaupt beigebracht?
Kann dein Hund nicht ohne Ablenkung auf seiner Decke liegen bleiben, obwohl du ihm diesen Platz zugewiesen hast, wie kannst du es dann erwarten, wenn Besuch kommt?
Ist dein Hund schon im Haus nicht ansprechbar, wie kannst du es dann draußen erwarten?
Kommt dein Hund im häuslichen Bereich schon nicht zur Ruhe, wie kannst du dann einen entspannten Spaziergang erwarten?
Nur wenn ich für mich auf meine Prinzipien und Grundsätze bestehe und diese auch mit Überzeugung lebe, dann kann ich dies auch einem anderen Lebewesen authentisch vermitteln.
Wenn etwas nicht so funktioniert, wie ich mir das vorstelle, sucht man oft nach Ausreden oder ist nachgiebig und setzt sich nicht durch. Oftmals lässt man sich dann auch von äußeren Faktoren beeinflussen und aus der Ruhe bringen.
Konsequenz, Klarheit und Beharrlichkeit sind hier gefordert. Auch und vor allem mit sich selbst und seinem eigenen Tun!
Wenn du Großes erreichen möchtest, darfst du das Kleine nicht missachten! Finde den Anfang und überprüfe dein eigenes Handeln. Erkläre deinem Hund die Welt und bringe ihm die Dinge bei, die du von ihm erwartest.
Durch Klarheit, Konsequenz und Beharrlichkeit im häuslichen Bereich, legst du den Grundstein für euer harmonisches Zusammenleben!
